Wenn Sie über den Unterschied von deckendem und pastosem Farbauftrag nachdenken, sind Sie vermutlich Kunstmalerin oder Kunstmaler und sitzen vielleicht gerade vor Ihrer Staffelei mit einem neuen, noch leeren Maluntergrund.
Allerdings hätten Sie dann noch mehr Möglichkeiten, Ihr neues Werk zu gestalten, je nach Malgrund, nach den verwendeten Farben und Werkzeugen. Hier die wichtigsten Unterschiede:
Lasierender Farbauftrag
Den lasierenden Farbauftrag könnte man wohl fast als das Gegenteil vom pastosem Farbauftrag bezeichnen. Die aufgetragene Farbe deckt nämlich hierbei den Untergrund, auf dem gemalt wird, nicht ab. Der Malgrund scheint also noch durch.
Auch wenn mit Deckmalfarben, Acrylfarben, mit Tempera und sogar in Öl lasierend gearbeitet werden kann: Besonders charakteristisch ist diese Technik in der Aquarellmalerei, dem Malen mit Wasserfarben. Der Untergrund ist hierbei meist Aquarellpapier oder-karton in verschiedenen Qualitäten und Größen. Die dabei verwendeten Aquarellfarben können zwar auch dicker vermalt werden, erreichen aber in den seltensten Fällen einen Auftrag, bei dem der Untergrund vollständig abgedeckt wird.
Für den lasierenden Farbauftrag werden hauptsächlich weiche Pinsel in verschiedenen Stärken verwendet.
Das Arbeiten mit Wasserfarben ist eine der ältesten Techniken in der bildenden Kunst. Bekannt war sie schon im alten Ägypten.
Deckender Farbauftrag
Im Unterschied zum lasierenden lässt der deckende Farbauftrag den Maluntergrund nicht mehr erkennen. Die Farbe deckt ihn vollständig ab. Die Farbschicht ist allerdings immer noch so dünn, dass sie optisch auf derselben Ebene liegt wie das Papier, der Karton oder die Leinwand oder worauf auch immer das Bild entstehen soll.
Mit Deck-, Acryl- und Ölfarbe oder Tempera kann dieser Effekt erzielt werden. Das am häufigsten verwendete Werkzeug sind verschieden breite, dicke und harte Pinsel aus Naturmaterialien wie zum Beispiel Marderhaar oder Kunstfaser.
Der deckende Farbauftrag ist eine der am häufigsten und am längsten verwendeten Techniken in der Malerei.
Pastoser Farbauftrag
Ebenso wie beim deckenden Farbauftrag ist der Maluntergrund beim pastosen Farbauftrag nicht mehr sichtbar. Eine Ausnahme: Der Künstler lässt aus Gründen eines Tiefen-Effekts absichtlich bestimmte Stellen innerhalb des Motivs frei.
Anders als beim deckenden Farbauftrag wirkt die Farbe hier nämlich nicht mehr flächig. Sie wird besonders dick aufgetragen und das Bild entwickelt einen eher dreidimensionalen Eindruck. Die Oberflächen der Farbschichten werden außerdem mit den Malwerkzeugen strukturiert, so dass das fertige Gemälde manchmal schon an ein Halbrelief erinnert.
Hauptsächlich dick- und zähflüssig angemischte Ölfarbe kommt für diese Technik in Betracht. Als Werkzeuge sind Spachtel, Messer, grobe Pinsel und Bürsten geeignet.
Wenn auch schon seit der Renaissance bekannt und angewandt, wurde diese Malweise zunehmend in der modernen Malerei – unter anderem im Impressionismus, im Expressionismus und speziell im Abstrakten Expressionismus – verwendet.
Das Wort „pastos“ hat übrigens seine Wurzeln im lateinisch-italienischen Begriff für Mehl, aus dem man ja durchaus einen zähen Brei anrühren kann – man denke nur an die beliebten italienischen Mehlspeisen namens „pasta“.